Bevor der mit Zinn ausgegossene Drechselrohling weiter bearbeitet werden kann, ist Geduld gefragt. Es reicht nicht aus, das Zinn abkühlen zu lassen. Der gesammte Rohling muß entspannen. Dabei ist nicht nur das Zinn, sondern vor allem auch das Holz gemeint. Dieses wurde durch das flüssige Zinn blitzartig erhitzt, wobei Wasserreste, die auch in trockenem Holz gespeichert sind, und Harze auskochen. Durch die allmähliche Entspannung kann sich das Fasergefüge des Holzes zurückbilden und dicht um das erkaltete Zinn fügen. Entfernen Sie das Kreppband und lassen Sie Ihr Werk am besten über Nacht bei Zimmertemperatur ruhen.
Es folgt die Endbearbeitung des entspannten Drechselrohlings auf der Drechselbank, wozu dieser wieder auf die Planscheibe montiert wird. Um Die Holzoberfläche und das Zinn gleichermaßen sauber in die endgültige Form zu drechseln, bedarf es äußerst scharfer Drechselbeitel. Es ist ratsam, diese mehrmals abzuziehen, da sie durch das Zinn schneller stumpf werden. Der Schliff erfolgt mit Schleifpapier mittlerer und feiner Körnung und mit feinem Schleiffließ.
Achten Sie beim Schliff darauf, daß Sie Bereiche der Schleifmittel, die sich mit Zinn zugesetzt haben, nicht mehr verwenden, da sonst ein Zinnfilm in das Holz eingearbeitet wird. Da sich beim Feinschliff die beiden Materialien erhitzen, und dabei unterschiedlich stark ausdehnen, lassen Sie den Leuchter sich abkühlen und wiederholen Sie den letzten Schleifvorgang, falls der Übergang von Holz zu Zinn auf der Oberfläche fühlbar ist. Eine abschließende einheitliche Glättung beider Materialien erzielen Sie mit feiner Stahlwolle.
Der abgebildete Kerzenleuchter wurde nach dem gleichen, hier beschriebenen Verfahren gefertigt. Für den Gießvorgang wurde ein zylinderförmiger Zapfen am Kopf stehengelassen, dessen Durchmesser geringer ist, als der der Kerzen im Standardformat, für den der Leuchter vorgesehen ist. Dieser Zapfen wird später weggebohrt. Der obere Zinnabschluß ist leicht konkav ausgeschliffen, und dient als Tropffänger für die Kerze. Die als Gießkanäle fungierenden Bohrungen zu der etwas unterhalb des Randes befindlichen Ziernut wurden hier senkrecht vorgenommen.
Das Finish der Leuchter erfolgt nach Wunsch mit Poliermittel und einem weichen Bauwolltuch oder einem Stück Lammfell. Eine besonders attraktive Versiegelung der glatten Oberfläche wird durch hochwertige Öle oder Wachse erreicht. Eine Beizung des Holzes kann grundsätzlich nach Geschmack vorgenommen werden. Variationen in der Farbgebung können allerdings auch durch pigmentierte Wachse erreicht werden.
Diese werden von vielen Drechslern bevorzugt, weil sie dem Holz Tiefe geben und die Maserung hervorheben oder unterstreichen, statt diese zu überdecken oder abzustupfen. Die Farbunterschiede an unseren beiden Musterstücken wurden ausschließlich durch zwei unterschiedlich stark pigmentierte Wachse erzielt, die bei laufender Bank und leichte Erwärmung der Stücke durch Reibung mit einem weichen Tuch in das Material eingearbeitet wurden.
Eine Materialliste und eine Übersicht der Werkzeuge und Maschinen die Sie zur Herstellung der gederechselten Edelholz-Leuchter mit Zinneilage benötigen, finden Sie in der Material- und Werkzeugliste auf der letzten Seite dieser Drechselanleitung.
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Edelholz ♦
Feinschliff ♦
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