Mit dem Begriff Gewindebohrer werden Schneidwerkzeuge zur Herstellung von Innengewinden bezeichnet.
Ein Gewindebohrer ist kein Bohrer im eigentlichen Sinn, denn zur Herstellung eines Innengewindes muß ein passendes Kernloch bereits vorhanden sein, jedoch wurde in der DIN 8580 das Gewindebohren als zerspanendes Bohrverfahren benannt.
Alle Gewindebohrer bestehen aus einem zylindrischen Schaft, an den sich ein Schneidkopf mit drei oder mehr Schneiden anschließt. Die Schneiden entsprechen in ihrer Form dem Gewinde von Schrauben, welches durch parallel zur Achse des Gewindebohrers verlaufende Nuten unterbrochen ist. Entlang dieser Nuten, die zur Aufnahme der ausgeschnittenen Späne dienen, bilden die Gewindegänge scharfe Schneiden. Grundsätzlich werden Gewindebohrer unterschieden nach ihrer Größe, nach der Art des zu schneidenden Gewindes, nach ihrer Bauform bzw. Schneidengeometrie und nach ihrer Qualität in bezug auf das verwendete Material bzw. dessen Veredelung.
Allen Gewindebohrern gemein ist, daß die Schneiden an der Spitze des Schneidkopfes abgeflacht sind, damit diese beim Ansetzen im Kernloch sauber greifen können. Diese als Anschnitt bezeichnete Reduzierung der Schnittiefe setzt sich bei dreiteiligen Gewindebohrern über die gesamte Länge des Schneidkopfes in abgestufter Form fort. Der mit einem Ring gekennzeichnete Vorschneider schneidet etwa 55% der Tiefe des fertigen Gewindes, der mit zwei Ringen markierte Mittelschneider weitere 25%, und erst der Fertigschneider stellt die Gewindegänge des Gewindes in voller Tiefe her. Durch diese Abstufung verteilt sich das für die Herstellung des Gewindes erforderliche Drehmoment auf drei Arbeitsschritte. Gerade beim Gewindeschneiden von Hand ist dies Vorteilhaft wegen des geringeren, benötigten Kraftaufwandes und der geringeren Bruchgefahr für den Gewindebohrer durch unabsichtliches Verkanten.
Beim Maschinengewindebohrer nimmt die Höhe der Schneiden in der vorderen Hälfte des Schneidkopfes stetig bis zur vollen Höhe zu. Ein Gewinde wird in einem Arbeitsgang geschnitten, weshalb diese Bauform auch als Einschnittgewindebohrer bezeichnet wird. Die Bezeichnung weist bereits darauf hin, daß diese Bauform in erster Linie für die Verwendung in Maschinen konzipiert wurde. Das erforderliche Drehmoment ist deutlich höher und die Anforderungen an die Qualität des Gewindebohrers ebenfalls. Vor allem bei kleineren Gewinden bis zur Größe M8 neigen Einschnittgewindebohrer bei Nutzung von Hand zum brechen.